Braucht der Körper Zucker?

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Annika Heilmann Senior Editor | Gesundheits-Expertin
12.Juni 2025

Zucker ist ein ständiger Begleiter in unserem täglichen Leben. Einstmals mussten Menschen nicht zweimal täglich ihre Zähne putzen, da ihre Ernährung nicht so stark zuckerhaltig war.
Dennoch wird Zucker oft als unverzichtbares Mittel zur Lebenskraft betrachtet: Kohlenhydrate, die wir als Energielieferanten zu uns nehmen, werden in Zucker umgewandelt und ins Blut transportiert.
Daraus ergibt sich die Frage: Benötigt unser Körper tatsächlich Zucker als Teil der Ernährung?

Die Bedeutung von Zucker in der Geschichte

Die Geschichte des Zuckers beginnt in Asien, genauer gesagt im alten China und Indien. Dort entdeckte man frühzeitig, wie man aus Zuckerrohr den begehrten Süßstoff extrahiert und zum Verfeinern von Speisen verwendet. Durch den regen Handel der Araber und nordafrikanischen Händler fand die Zuckerherstellung ihren Weg ins mittelalterliche Europa. Die Bedeutung arabischer Händler und Wissenschaftler für die Verbreitung des Zuckers kann kaum überschätzt werden.

In Europa galt Zucker anfangs als Luxusgut, das bis in die frühe Neuzeit fast ausschließlich den wohlhabenden Schichten vorbehalten war. Dies änderte sich jedoch schlagartig mit der Entdeckung der Neuen Welt im Jahr 1492. Der Anbau von Zuckerrohr wurde zu einer treibenden Kraft der dortigen Plantagenwirtschaft, was allerdings auch mit unzähligen Fällen von Ausbeutung und Leid verbunden war. Mit der steigenden globalen und europäischen Nachfrage entwickelte sich Zucker zu einem festen Bestandteil der modernen Ernährung. Raffinerien und moderne Anbaumethoden von Zuckerrohr führten schließlich zur Massenproduktion von Zucker, was bis heute anhält.

Wussten Sie, dass Zucker im Mittelalter oft als Medizin verkauft wurde? Aufgrund seiner Seltenheit und des aufwendigen Herstellungsprozesses wurde er hoch gehandelt und fand Verwendung in Apotheken als Zutat für verschiedenste Heilmittel. Erst mit der Kolonialisierung und dem großflächigen Anbau in den Kolonien wurde Zucker für breitere Bevölkerungsschichten zugänglich, was aber eben auch seinen Preis hatte.

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Was ist Zucker?

Zucker ist ein elementarer Bestandteil unserer Ernährung und weckt vielfältige Diskussionen über seine gesundheitlichen Auswirkungen. Wenn wir von Zucker sprechen, meinen wir meist Haushaltszucker, auch als Saccharose bekannt, der aus gleichen Teilen Fructose und Glucose besteht. Während Glucose die zentrale Energiequelle für unsere Zellen und Gewebe darstellt, umwandelt unser Körper die Saccharose, ein Disaccharid, in Einfachzucker (Monosaccharide).

Neben Saccharose gibt es weitere Zuckerarten wie Laktose (Milchzucker) und Maltose (Malzzucker), die ebenfalls Disaccharide sind und zwei einfache Zuckerbausteine beinhalten. Diese Zucker, als organische Chemikalien, sind Kohlenwasserstoffe, bestehend aus Kohlenstoff, Wasserstoff und Sauerstoff.
Der süße Geschmack von Zucker wird ausgelöst, indem er unsere süßen Geschmacksrezeptoren aktiviert. Dies geschieht nach dem Schlüssel-Schloss-Prinzip: Die chemische Struktur des Zuckers passt exakt in die der Rezeptoren, was dem Gehirn signalisiert, dass ein süßer Geschmack vorhanden ist.

Zuckerersatzstoffe sind darauf ausgelegt, diese Struktur zu imitieren, um an den süßen Geschmacksrezeptoren anzudocken. Sie werden oft mit Maltodextrin versetzt, einem künstlichen Kohlenhydrat, das als kristallines Pulver vorliegt und als nicht ungesund gilt. Maltodextrin ist in vielen Nahrungsergänzungsmitteln enthalten. Einige der gängigen Zuckerersatzstoffe sind:

  • Stevia: Ein pflanzlicher Süßstoff, der keine Kalorien enthält und eine natürliche Alternative darstellt.
  • Erythrit: Ein kalorienarmer Zuckeralkohol, der keine Insulinreaktion hervorruft und selten Karies verursacht.
  • Xylitol: Bekannt dafür, die Zahngesundheit zu fördern und weniger Kalorien als regulärer Zucker zu liefern.
  • Aspartam: Ein intensiver Süßstoff, der kalorienarm ist und oft in Diätprodukten vorkommt.
  • Sucralose: Er ist hitzebeständig, weshalb er häufig zum Backen und Kochen verwendet wird.
  • Acesulfam-Kalium: Oft kombiniert mit anderen Süßstoffen für einen verstärkten Geschmack, ohne Kalorien.
  • Neotame: Ein besonders intensiver Süßstoff, der in winzigen Mengen verwendet wird und keine Kalorien enthält.
  • Agavendicksaft: Ein natürlicher Sirup, der häufig in Desserts verwendet wird und eine Alternative zu Honig bietet.

Zucker und seine Ersatzstoffe sollen nicht nur den Geschmackseindruck beeinflussen, sondern bieten auch vielfältige Einsatzmöglichkeiten in der Lebensmittelindustrie, wobei globale Diskussionen über den Konsum und seine gesundheitlichen Auswirkungen weiter an Bedeutung gewinnen.

Der Energiekick: Warum Zucker unser Lebenselixier ist

Kohlenhydrate sind wie lange Ketten, die aus vielen kleinen Zuckermolekülen bestehen. Wenn wir Essen mit Kohlenhydraten essen, zerlegt unser Körper diese Ketten in kleinere Stücke, bis nur noch einfache Zucker übrig sind – vor allem Glucose.

Glucose ist der Haupt-Energielieferant für unseren Körper. Sie gelangt aus dem Verdauungssystem ins Blut und wird von dort zu allen Stellen transportiert, die Energie brauchen. In unseren Zellen und Geweben wird Glucose dann in Energie umgewandelt, die wir als Adenosintriphosphat (ATP) bezeichnen. ATP ist wie der Treibstoff, der unsere Muskeln bewegt und unsere Organe am Laufen hält.

Auch wenn wir unsere Fettreserven anzapfen, wird das Körperfett in Glucose umgewandelt. Glucose ist also wirklich unser wichtigster Energielieferant.
Was passiert mit der Glucose, die wir nicht sofort brauchen? Sie wird in Glykogen umgewandelt und in unserer Leber und unseren Muskeln gespeichert, damit wir sie später nutzen können.

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Zuckerkonsum und gefährliche Folgen

Es ist allgemein bekannt, dass ein übermäßiger Zuckerkonsum zu verschiedenen Gesundheitsproblemen führen kann, darunter Diabetes Typ 2, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Übergewicht und Karies. Obwohl ein Gramm Zucker wie jedes andere verdauliche Kohlenhydrat etwa 4 Kilokalorien liefert, stellt sich die Frage, wo genau das Problem liegt.

Ein wesentlicher Faktor ist, dass zuckerhaltige Getränke und stark verarbeitete Lebensmittel oft zu einem Kalorienüberschuss führen, da sie "versteckte Kalorien" enthalten. Das eigentliche Problem ist jedoch die Insulinresistenz. Wenn wir Zucker konsumieren, reagiert unser Körper mit der Ausschüttung von Insulin, einem Hormon, das den Zellen signalisiert, Zucker aufzunehmen. Wenn jedoch wiederholt zu viel Insulin ausgeschüttet wird, können die Zellen eine Insulinresistenz entwickeln, was im schlimmsten Fall zu Diabetes Typ 2 führen kann. Dies kann zu erhöhten Blutzuckerspiegeln führen, die ernsthafte gesundheitliche Komplikationen nach sich ziehen können. Zudem sind häufige und unregelmäßige Insulinspitzen eine Hauptursache für Heißhungerattacken.

Ein ähnliches Problem besteht bei schnell verdaulichen Kohlenhydraten, wie sie beispielsweise in weißem Mehl vorkommen. Diese werden vom Körper rasch in Zucker umgewandelt, was ebenfalls zu hohen Insulinspitzen führt.

Herz-Kreislauf-Erkrankungen können durch übermäßigen Zuckerkonsum begünstigt werden, da dieser zu einem Anstieg des Blutdrucks und des LDL-Cholesterins führen kann. Darüber hinaus können Entzündungen im Körper leichter entstehen, wenn zu viel Zucker konsumiert wird.

Auch die Zahngesundheit leidet unter einem hohen Zuckerkonsum. Schädliche Bakterien, wie Kariesbakterien, ernähren sich von dem Zucker, den wir zu uns nehmen, und verursachen im Gegenzug Karies und Zahnschäden. Aus diesem Grund ist eine sorgfältige Mundpflege unerlässlich.

Fazit: Braucht der Körper Zucker?

Unser Körper benötigt keinen raffinierten, verarbeiteten Zucker, um optimal zu funktionieren. Er ist in der Lage, aus komplexeren Energiequellen wie Kohlenhydraten und Fetten Glucosemoleküle zu gewinnen, die dann als Energielieferanten in den Blutkreislauf gelangen. Die zusätzliche Aufnahme von reinem Zucker ist somit ernährungsphysiologisch nicht notwendig. Vielmehr raten Ernährungsgesellschaften und Gesundheitsorganisationen dazu, den Konsum von zugesetztem Zucker so gering wie möglich zu halten. Stattdessen sollten natürliche Zuckerquellen wie Obst und Gemüse bevorzugt werden, da diese nicht nur Zucker, sondern auch wichtige Vitamine, Mineralstoffe und Ballaststoffe liefern.

Ballaststoffe und komplexe Kohlenhydrate sind eine bessere Wahl als reiner Zucker und einfache Kohlenhydrate. Sie werden langsamer verdaut und führen daher nicht zu den rapiden Blutzuckerspiegelanstiegen, die mit dem Konsum von raffiniertem Zucker einhergehen. Dies hilft, den Insulinspiegel stabil zu halten und Heißhungerattacken zu vermeiden. Eine ausgewogene Ernährung, die reich an Vollkornprodukten, Hülsenfrüchten und Gemüse ist, versorgt den Körper optimal mit Energie und unterstützt eine gute Gesundheit.

Wenn Sie dennoch das Verlangen nach etwas Süßem verspüren, gibt es zahlreiche Zuckerersatzprodukte wie Stevia oder Erythrit, die eine gute Alternative darstellen können. Diese Süßstoffe haben entweder keine oder nur sehr wenige Kalorien und beeinflussen den Blutzuckerspiegel kaum.
Studien deuten zudem darauf hin, dass Bitterstoffe, wie sie beispielsweise in bestimmten Kräutern oder Nahrungsergänzungsmitteln enthalten sind, dabei helfen können, das Verlangen nach Süßem zu reduzieren und das Geschmacksempfinden insgesamt zu regulieren. Es ist wichtig, sich bewusst zu machen, dass eine ausgewogene Ernährung und ein bewusster Umgang mit Zucker langfristig zu einer besseren Gesundheit und einem gesteigerten Wohlbefinden führen können.